Fragen und Antworten

Großartig!
Eine Buchbesprechung von Stephan Knösel
über „Kurt Albert: Frei denken – frei klettern – frei sein“
von Tom Dauer, erschienen 2020 im Tyrolia Verlag, Innsbruck

Tom Dauer hat ein großartiges Buch über die Kletterlegende Kurt Albert geschrieben. Man spürt auf jeder Seite, wie viel Liebe und Arbeit da hineingeflossen ist. Nicht nur Kurt Albert, auch die anderen Menschen, die hier portraitiert werden, sind mir so nahe gekommen wie alte Freunde. Normalerweise lese ich gute Bücher wie dieses in einem Rutsch durch. Dieses hier habe ich allerdings „portionsweise“ verschlungen, um länger etwas davon zu haben. Auch war ich manchmal so aufgewühlt, dass ich erst mal eine Lesepause einlegen musste, um die beschriebenen Schicksalsschläge zu verdauen. Das ist mir bei einem Buch so noch nie passiert, aber ich hatte auch seit langem nicht mehr so ein intensives Leseerlebnis.

Es ist auch schön, dass man nicht nur etwas über Kurt Albert und seine Kletterkameraden erfährt, sondern auch etwas über die Stimmung in Deutschland in den Siebziger und Achtziger Jahren. Nebenbei schreibt Dauer nämlich auch noch eine der schönsten Wiedervereinigungsgeschichten, die ich überhaupt gelesen habe. Hätten sich unsere damaligen Politiker nur ein Beispiel genommen an den „bundesdeutschen“ Kletterern und ihren „Genossen“ aus der DDR! Die haben zu Zeiten des Kalten Krieges in der Sächsischen Schweiz über ihre Gemeinsamkeiten zueinandergefunden und sich angefreundet – anstatt sich, wie die Mehrheit der Deutschen, über ihre Unterschiede zu definieren! Wie wunderbar, dass auf diese Weise wenigstens so eine große Freundschaft wie die zwischen Kurt Albert und Bernd Arnold entstehen konnte. Aber das ist nur einer von vielen, vielen Nebenaspekten diesen fantastischen Buches.

Ich bin übrigens kein Freund des Autors, kriege auch kein Geld für diese Kritik und schreibe normalerweise überhaupt keine Buchkritiken. Aber dieses Buch muss einfach unter die Leute! Es ist wirklich toll – und das nicht nur für Kletterer. Ich bin nämlich auch kein Kletterer. Abschließend muss man noch den Verlag loben, der dieses Buch so liebevoll herausgebracht hat. Allein die Fotos darin sind den Kaufpreis wert. Wer sich dieses Buch zulegt, kann nichts falsch machen: Es ist eine absolute Empfehlung! Nach Ende der Lektüre hatte ich sogar ein paar Tränen in den Augen. Auf den letzten Seiten wird nämlich ein Lieblingslied von Kurt Albert zitiert. Es ist von Reinhard Mey und trifft seinen Charakter vermutlich auf den Punkt. In diesem Sinne: „Gute Nacht Freunde“ – und viel Spaß beim Lesen!

 

„180 Seiten Scheiße muss man auch erstmal schreiben.“

Tobias Obermeier im Gespräch mit Autor Stephan Knösel über die Freuden und Mühen des Schreibens

Herr Knösel, haben Sie heute schon etwas geschrieben?

Ich schreibe jeden Tag. Gerade bin ich dabei, meinen aktuellen Roman zu überarbeiten. Die Überarbeitung muss bis Ende Februar fertig werden. Das Wochenende halte ich mir eigentlich für die Familie frei. Aber wegen dem Abgabestress arbeite ich momentan auch einen Tag am Wochenende.

Sind das noch kleine Schreibarbeiten oder gibt es noch größere Baustellen, an denen Sie arbeiten müssen?

Ich habe Ende des Jahres die Romanfassung abgeliefert und dann ein ausführliches, 12- seitiges Feedback von meinem Lektor zurückbekommen. Es sind noch größere Punkte, bevor ins Feinlektorat gegangen wird. Momentan sind es noch inhaltliche Änderungen. Das ist aber die schönste Arbeit. Man muss nicht mehr die ganze Struktur auseinander reißen. An dem Buch arbeite ich schon seit ein paar Jahren und das ist jetzt der dritte Anlauf, diese Geschichte zu schreiben. Die ersten beiden sind grandios gescheitert. Ich hatte schon sehr viel Frust mit dem Teil.

An was lag es denn?

Es ist das erste politische Buch von mir, wieder ein Jugendroman. Aber es hat einen politischen Ursprung. Und es spielt in einer nahen Zukunft, in einer Welt, die ich überhaupt nicht kenne.

Ihre vorherigen Bücher spielen ja alle in München.

Ja, das ist das erste Buch, das nicht in München spielt, sondern in Frankfurt. Aber da es nach einem Atomkrieg spielt, ist davon nicht mehr viel übrig. Und es spielt in einem gigantischen, fantastischen Bunker. Es gibt zwar ein reales Vorbild. Wenn ich eine Szene im Englischen Garten spielen lasse, muss ich diesen Raum nicht erst kreieren. Es ist auch ein sehr düsteres Thema. Die erste Version war einfach viel zu krass.

Die war nicht jugendgerecht?

Nein. Das war wie in der Serie „The Walking Dead“. Das ist thematisch bedingt. Da musste ich nochmal völlig neu ansetzen. Es war schwierig, diese Geschichte in den Griff zu kriegen.

Wie geht man vor, wenn man ein so „schweres Thema“ nimmt und darüber ein Jugendbuch schreibt?

Ich hab früher gedacht, beim Jugendbuch gibt es Tabus. Ich hab bei meinem ersten Buch einer meiner Hauptfiguren eine Backstory gegeben, in der sie vergewaltigt worden ist. Der Verlag meinte, ich sollte das rausnehmen und eine Fast-Vergewaltigung daraus machen. Nicht um es den Jugendlichen zu versüßen oder es ihnen leichter zu machen. Das Argument war, dass man so einem Thema gerecht werden muss. Das sollte ich nicht so nebenbei erzählen. Sonst stolpert man nur darüber. Das habe ich verstanden. Also ich darf über alles schreiben, aber ich muss dem auch gerecht werden. Das ist das Tolle an Jugendbüchern.

Was hat Sie dann dazu bewegt, einen dystopischen Roman zu schreiben?

Die Entscheidung habe ich getroffen, als Donald Trump Präsident wurde. Ich dachte, jetzt geht langsam die Welt unter. Jetzt kann ich keine private Geschichte mehr schreiben, es muss eine politische werden. Dann habe ich nach der Geschichte gesucht. Im New Yorker war ein Artikel über Superreiche, die sich ihre Luxusbunker bauen. Das fand ich wahnsinnig interessant. Dieses Prepper-Ding, bloß auf Fünf-Sterne-Niveau.

Bevor Sie hauptberuflich Autor wurden, haben Sie die kompletten 1990er Jahre in einer Videothek gearbeitet. Was hat die Zeit darin mit Ihnen gemacht?

Das war natürlich super, weil die 1990er ein geiles Filmjahrzehnt waren. Ich musste erst um 11 Uhr anfangen und mir kein Bein ausbrechen. Ich hatte kurz davor mit dem Schreiben angefangen. Davor war ich auch auf dem Bau. Aber wenn du dort arbeitest und abends heimkommst, hast du nichts mehr im Hirn. Du bist einfach kaputt. Und in der Videothek bist du am Abend noch fit und kannst dich hinsetzen und ein paar Stunden schreiben. Das war optimal. Und ich konnte umsonst alle Filme anschauen. Die Videothek war meine Universität. Wir haben damals noch Pressekopien bekommen von den Filmen. Und ich weiß noch bei „Pulp Fiction“ meinte ich zu meinem Chef: „Da kannst du doch nicht nur eine Kassette reinstellen.“ Aber der ließ sich nicht überreden. „Pulp Fiction“ hatten wir tatsächlich nur einmal im Sortiment. Aber das war der Film mit dem größten Umsatz.

Hat Ihr Chef nicht noch eine zweite oder dritte Kopie besorgt?

Damals hat so eine Leihkassette in etwa 200 D-Mark gekostet. Das waren keine Preise, wie du sie jetzt im Discounter zahlst. Das hat richtig Asche gekostet. Und deswegen musste ein Videothekar gut überlegen, wie viele Filme er nimmt.

Wie kam es dazu, dass Sie Autor werden wollten? Haben Sie schon in der Jugend viel geschrieben?

Nein, Autoren und Bücher waren eher so der natürliche Feind des Schülers. Das lag aber auch an der Literatur, die ich in der Schule vermittelt bekommen habe. Ich habe wahnsinnig viele Filme und Serien geschaut und bin ins Kino gegangen. Ich wollte erst Soldat werden. Das war aber scheiße. Danach habe ich angefangen zu studieren. Fand ich auch scheiße. Es hat mich aber mal ein Freund besucht. Ich hab ihm mein Leid geschildert. Er wusste es schon immer. Seit der ersten Klasse wollte er Kameramann werden. Und er meinte, kein Problem. Du setzt dich hin und schreibst ein Drehbuch und dann machen wir einen Film. Mir fiel nichts besseres ein und habe geschrieben. Das war ein religiöser Moment für mich. Es war wie Liebe auf den ersten Blick. Ich hatte über die Weihnachtsferien die Studenten-WG nur für mich und habe geschrieben. Zu essen gab es Wiener Würstchen aus dem Glas. Dazu Bier aus dem Six-Pack. Ich hab zwei Wochen wie ein Besessener geschrieben. Dann war ich fertig und hatte ein richtiges Hochgefühl. Ich war überzeugt, das ist gigantisch, was ich geschrieben hab.

Jetzt geht es steil bergauf.

Genau. Dann habe ich mir durchgelesen, was ich geschrieben habe. Und es war richtig scheiße. Das war sehr deprimierend. Aber es hat Spaß gemacht. Es war immerhin eine Geschichte, wenn auch eine schlechte Geschichte. Aber sie hatte Anfang, Mitte und Ende. Und es waren 180 Seiten. Man muss auch erstmal 180 Seiten Scheiße schreiben.

Die Disziplin muss man auch erst einmal haben.

Richtig. Ich wusste zumindest, das möchte ich machen. Ich habe mich exmatrikuliert und meinem Vater gesagt, dass ich einen nicht-bürgerlichen Weg einschlage. Er war fix und fertig. Wir haben deswegen den Kontakt abgebrochen und uns acht Jahre lang nicht mehr gesehen.

Deswegen?

Ja, das war schon schlimm für ihn. Er hat wirklich geweint und mich angefleht, mein Leben nicht zu zerstören. In seinen Augen war ich tatsächlich dabei, das zu tun.

Hatte er genaue Vorstellungen davon, wohin es für Sie beruflich gehen sollte?

Ja, deswegen habe ich auch angefangen, Jura zu studieren. Mein Vater hat mir - wahrscheinlich bevor ich Laufen lernte - damit schon in den Ohren gelegen: „Irgendwann musst du Jura studieren. Ich bereue, dass ich das nicht gemacht habe. Mach du das doch.“ Dann habe ich damit angefangen, damit der Alte endlich die Schnauze hält. Aber etwas hat sich total in mir gesträubt. Es war gut, dass ich das dann abgebrochen habe.

Hat Ihr Vater wieder den Kontakt gesucht, nachdem er gemerkt hat, mit dem Schreiben geht was voran, damit kann man Geld verdienen?

Im Winter 2000/2001 habe ich meinen ersten Drehbuchauftrag bekommen. Da war ich 29. Eine Jugendgeschichte, die dann letztlich nicht gemacht wurde. Aber immerhin habe ich damit schon Geld verdient. Das mit meinem Vater ist eine persönliche Kiste. Der hat nicht den Kontakt gesucht, weil ich erfolgreich war. Ich kann nur sagen, dass er sich für meinem Beruf nie interessieren konnte. Er hat auch meine Bücher nicht gelesen. Ich habe momentan wieder keinen Kontakt mit ihm. Aber der letzte Kontakt war, als er sich als Fan von „Dahoam is Dahoam“ geoutet hat, wofür ich ja schreibe und das fand er anscheinend toll. Und da war er auch ein bisschen Stolz darauf.

Sie haben dafür Anerkennung von ihm bekommen?

Nicht wirklich. Was das Schreiben angeht, ist er nicht die Instanz, von der Anerkennung etwas Wert wäre. Er ist kein belesener Mann. Es wäre natürlich schön, als Sohn vom Vater gelobt zu werden. Aber Literatur oder Filme - das interessiert den zu wenig.

Wie war es für Sie, das erste eigene Drehbuch im Fernsehen zu sehen?

Das war einerseits schon ein Erfolg. Aber andererseits war es eine kleine Enttäuschung. „Tauerngold“ hieß der Film. Das Drehbuch war gigantisch. Ich habe zusammen mit dem Regisseur daran gearbeitet. Und wir haben halt Hollywood geschrieben, einen Action- Film, der auch noch in der Vergangenheit spielt - so ein Western. Es hat allen gefallen. Der Produzent war bei Kirch Media. Und Kirch Media ist genau zu der Zeit Pleite gegangen. Der Film wurde zwar gemacht, aber es gab Budgetschwierigkeiten und das Drehbuch war viel zu teuer geschrieben. Wir mussten kürzen, kürzen, kürzen. Der Film wurde immer kleiner und kleiner. Deswegen war es wehmütig, den zu betrachten. Er hat schon tolle Momente gehabt. Aber ich hatte immer parallel den Film im Kopf, der es hätte werden können.

Das war eine Auftragsarbeit für das Fernsehen. Hatten Sie die komplette Freiheit im Drehbuchschreiben?

Das war ein 8-Filme-Deal. Es sollten alles Alpendramen sein. Die Vorgabe war: Schreibt einen Goldgräber-Western. Bloß sollte er nicht in den USA spielen, sondern in den 1870er im Salzburger Land in den Bergen. Da wurde früher tatsächlich nach Gold gesucht. Wir sollen uns einfach etwas einfallen lassen. Das war die Vorgabe vom BR-Redakteur. Dann haben wir recherchiert und wollten ordentlich auf die Pauke hauen. Aber meiner Erfahrung nach ist die erste Fassung immer toll zu schreiben, die schreibt man für sich. Und dann kommen die Anmerkungen.

Sie haben früher als Ghostwriter gearbeitet. Wer kommt da auf Sie zu?

Das war auch derselbe Produzent wie bei dem 8-Filme-Paket . Er hat gesagt: „Du mein nächster Film, der Jennerwein, das ist eine Katastrophe. Das Drehbuch wurde schon vom Sender abgenommen, aber es ist einfach scheiße. Das muss umgeschrieben werden. Ich weiß nicht wie wir das hinkriegen sollen. Ich kann dir auch nicht zusichern, dass du dafür einen Credit bekommst. Und du hast leider auch nur einen Monat Zeit. Sag mir was du dafür haben willst.“ Ich hab sicher viel zu niedrig gepokert. Aber ich hab vermutlich so viel verdient, wie nie zuvor. Es war auch eine geiles Drehbuch. Viel geiler als der Film, das muss ich ehrlich sagen. Den Credit hat dann der Regisseur bekommen. Den hat er sich geteilt mit dem ursprünglichen Autor. Von dessem Skript war nichts mehr im Film zu sehen. Und der Regisseur hat kein einziges Wort geschrieben. Das hat weh getan, diesen Film anzuschauen. Ich habe schon gehofft, einen Credit zu bekommen.

Kamen danach noch weitere Arbeiten als Ghostwriter?

Ja! Das war auch eine geile Sache. Mit dem gleichen Produzenten. Es ist leider nichts daraus geworden. Aber es hat sich finanziell sehr gelohnt. Ein bayerischer Bankier, ein großer bayerischer Patriot, hätte gerne gehabt, dass Bayern sich von der Bundesrepublik loslöst und wollte ein Propagandamittel, um die Idee unter das Volk zu bringen. Er hat sich vom Produzenten einen Film gewünscht, in dem Bayern unabhängig wird. Das war die Vorgabe. Einfach nur unterhaltsam zu zeigen, warum es besser ist, wenn Bayern ein eigener Staat wäre. Ich hab mir dazu eine dystopische Geschichte einfallen lassen. Natürlich ist das total aberwitzig und ein totaler Schmarn. Aber damals habe ich das Geld gebraucht.

Warum wurde aus dem Projekt nichts?

Ein Film kostet ja eine Menge. Und ein reicher Bankier überlegt es sich dreimal, ob er fünf Millionen reinsteckt oder nicht. Ob das ein Erfolg geworden wäre oder eine unfreiwillige Komödie, ist die andere Sache.

Wie kam es dazu, dass Sie neben dem Drehbuchschreiben zum Jugendbuchautor wurden?

Als ich erfahren habe, dass meine Frau mit unserem ersten Sohn schwanger war, habe ich eine Panikattacke bekommen und über mich nachgedacht. Meinen Lebensweg, meine Kindheit, meine Jugend. Das Verhältnis zu meinem Vater ist sehr schwierig. Und ich hatte die große Angst, dass ich als Vater der totale Versager werde. Die Geschichte wiederholt sich ja, wenn man nicht daraus lernt. Und so habe ich meine Kindheit, meine Jugend, in meinem ersten Buch literarisch aufgearbeitet. Das ist auch das einzige Buch, das einen biografischen Hintergrund in meiner Jugend hat. Ich bin dann damit bei einem Jugendbuchverlag untergekommen. Ein Verlag will immer langfristig mit einem Autor zusammenarbeiten. Deswegen sind alle anderen auch Jugendbücher geworden. Das war ein Zufall, mit dem ich gut leben kann.

Bis zur Fertigstellung des Buches ist es nicht mehr weit. Was machen Sie, wenn es druckreif ist?

Ich hoffe natürlich, dass es ein gigantischer Bestseller wird. Aber wenn das Buch fertig ist, werde ich sofort mein nächstes Buch schreiben. Man denkt, wenn man ein Buch zu Ende geschrieben hat, ist man völlig fertig und braucht erst einmal Urlaub. Aber wenn ich nicht schreibe, habe ich sofort eine Leere in mir.

Interview Tobias Obermeier

 

 

Schriftsteller Stephan Knösel über sein Jugendbuch Jackpot – Wer träumt, verliert 

im Gespräch mit Thorsten Utter

Merzig/ Saar, den 19.07.2018

Demnächst erscheint im Krapp & Gutknecht Verlag ein Unterrichtsmaterial zu Ihrem Jugendkrimi Jackpot – Wer träumt, verliert. Anlässlich dieses Projekts möchte ich einige Fragen an Sie stellen. Vorab bedanke ich mich für Ihre Bereitschaft zu diesem Interview. Lehrkräfte, Schüler und ich sind sicher sehr gespannt auf Ihre Antworten.

  1. Haben Sie schon einmal den Jackpot beim Lottospielen geknackt oder sind Sie Finder eines größeren Geldbetrages geworden? Und wenn ja, wie haben Sie sich verhalten?

SK: Nein, leider nicht. Aber ich habe oft genug davon geträumt. Vor allem, wenn ich pleite war.

  1. Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee, einen Jugendkrimi wie „Jackpot“ zu schreiben?

SK: Ich habe Krimis als Jugendlicher geliebt. Raymond Chandler und Dashiell Hammett waren meine Lieblingsautoren, ihre Protagonisten große Vorbilder für mich. Aber es gibt diese Schwemme an Krimis auf dem deutschen Buchmarkt. Diese ganzen lustigen kleinen Mordgeschichten vor idyllischer Kulisse mit irgendwelchen ach so netten Polizisten. Das hat mich abgestoßen. Ich wollte mir selber beweisen, dass ich das besser kann. Ich wollte einen Krimi schreiben, der mir selber als Leser gefallen würde.

  1. Die Geschichte wird aus der ständig wechselnden Sicht verschiedener Figuren erzählt. Warum haben Sie sich für diese Erzähltechnik entschieden? Hätte es auch eine Alternative für Sie gegeben, die Geschichte anders zu erzählen?

SK: Ich war auch ein großer Fan von Elmore Leonard und James Jones, die immer mit wechselnden Perspektiven gearbeitet haben. Das hat mich sicher beeinflusst. Dann hat diese Erzählweise noch einen dramaturgischen Vorteil. Man beendet ein Kapitel an einem spannenden Punkt, sodass der Leser unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Dann wechselt man aber die Perspektive und begleitet eine andere Figur eine Zeitlang und hört deren Kapitel wieder an einem spannenden Punkt auf. Dann aber greift man wieder den Handlungsfaden der vorherigen Figur auf und so weiter. So hält man den Leser bei der Stange. Außerdem steht bei „Jackpot“ die Story im Vordergrund und eine Story sollte immer vielschichtig sein. Das lässt sich durch verschiedene Sichtweisen gut darstellen.

  1. Als Leser fragt man sich häufig, wie viel Wahres in einem Buch verarbeitet wird. Wie viel Stephan Knösel steckt in „Jackpot“?

SK: Viel, wobei die Handlung natürlich ausgedacht ist. Aber all die Orte in dem Roman gibt es wirklich und die Figuren habe ich mir auch aus dem echten Leben abgeschaut. Zum Beispiel die Figur des Polizisten Afrim: Die basiert auf dem Vater eines alten Kindergartenkumpels meines Sohnes. Dann stecken auch heimliche Wünsche oder meine persönliche Einstellung in dem Buch. Die Wehrhaftigkeit, dieses „Sich-nicht-unterkriegen-lassen“ der Brüder z.B., das wünsche ich mir auch für meine Söhne, die mich zu diesem Buch inspiriert haben.

  1. Wenn Sie sich entscheiden müssten: Welche Figur aus dem Roman ist Ihr persönlicher Liebling?

SK: Das ist sehr schwer zu beantworten, weil mir alle Figuren am Herzen liegen. Aber Elom vielleicht. Ein Junge, der eigentlich nur versucht nett zu sein – in einer Welt, die ihn nicht mag. Der davon frustriert ist, aber nicht in seinem eigenen Frust ertrinken will. Der eigentlich schon keinen Sinn mehr darin sieht, aber dann doch das richtige tut, indem er seinen „Gegnern“ Phil und Chris hilft, bevor er selber untertaucht, um seiner Abschiebung zu entgehen.

  1. Das soziale Milieu spielt eine zentrale Rolle für die Geschichte. Wie wichtig war für Sie die Verortung der Handlung im Münchner Hasenbergl und Umgebung?

SK: Total wichtig. Die Geschichte konnte nur an dem Ort spielen. Dieses Viertel hat wie seine Bewohner auch einen Außenseiterstatus in der vornehmlich reichen Stadt München. Wenn man sagt, man kommt aus dem Hasenbergl, zeigt das Wirkung. Entweder wird man deswegen ein wenig bedauert, was ich ziemlich arrogant finde, oder man wird gefürchtet, was ich lächerlich finde. Mein Herz schlägt generell eher für Außenseiter und ich habe die Gegend sehr gut kennengelernt, weil meine Kinder dort im Kindergarten waren, deswegen wollte ich dem Hasenbergl ein kleines Denkmal setzen.

  1. Mit dem Thema Gewalt und der Anwendung von Gewalt wird in Ihrem Jugendbuch recht schonungslos umgegangen. Wieso haben Sie sich dazu entschieden?

SK: Das ist etwas, das mich in vielen Krimis stört: Entweder gibt es eine fast schon sadistische Gewaltdarstellung oder eine verharmlosende nach dem Motto „Peng peng, du bist tot“. Ich finde, dass man da als Autor auch eine gewisse Verantwortung trägt. Deswegen war mir eine realistische Gewaltdarstellung wichtig. Es sollte spürbar werden, dass Gewalt wehtut. Dass sie Konsequenzen hat für das Opfer.

  1. Das Ende des Romans lässt für den Leser viele Fragen offen und hat kein typisches Happy End, das sich jugendliche Leser meistens wünschen. Wäre ein anders Ende für Sie denkbar gewesen oder planen Sie eine Fortsetzung?

SK: Eine Fortsetzung hätte mich tatsächlich gereizt, aber das hat sich noch nicht ergeben. Und ich weiß, dass offene Enden schwierig sind. Aber sie sind eben auch lebensnah. Das Leben ist ja auch nicht in klare Abschnitte unterteilt, sondern es gibt fließende Übergänge. Außerdem regt ein offenes Ende die Fantasie an. Als Leser denkt man vielleicht selber darüber nach, wie es weitergehen könnte. Dieses Miteinbeziehen des Lesers ist mir als Autor wichtig.

  1. Nahezu keine Figur handelt so, wie man es von einem ehrlichen Bürger erwartet, nicht einmal die Polizei. Was war Ihre Intention dahinter? Sehen Sie es nicht als problematisch an, dass Jugendliche möglicherweise darin bestärkt werden, nur zu ihrem eigenen Vorteil zu handeln, auch wenn Sie dabei Gefahr laufen, gegen das Gesetz zu verstoßen?

SK: Ich schreibe ja nicht Bücher, um Jugendliche zu frommen Staatsbürgern zu erziehen. Das wäre ja Propaganda. „Jackpot“ könnte man auch als Warnung verstehen: Passt lieber auf, Kinder – Erwachsene meinen es nicht unbedingt gut mit euch! Ich bin in einem Milieu aufgewachsen, wo das leider so war. Man musste sich – nicht vor allen, aber vor einigen Erwachsenen in Acht nehmen. Chris, Phil oder Sabrina versuchen ja vor allem, ihre Haut zu retten, nicht andere zu übervorteilen.

  1. Ihr Jugendbuch wird auch als Lektüre in der Schule gelesen. Was erscheint Ihnen für die Behandlung des Romans im Unterricht wichtig?

SK: Was ich an meiner Schulzeit sehr gemocht habe, war, wenn wir als Klasse diskutiert haben. Manchmal gab es einen Anlass – z.B. jemand wurde gemobbt. Oder ein Lehrer hat die Frage gestellt, wie die Grausamkeiten der Nazizeit überhaupt möglich waren. Und dann haben wir darüber geredet. Wir haben nicht immer Antworten gefunden, aber jeder durfte seine Meinung sagen. Wenn mein Buch eine Diskussion anregt, würde mich das freuen.

  1. Was bedeutet Ihnen persönlich Literatur? Welches ist Ihr Lieblingsbuch und warum?

SK: Literatur, aber auch Filme und Serien – sind mein Leben. Ich kann mir ein Leben ohne Geschichten nicht vorstellen. Ich liebe es, sie zu schreiben, aber genauso, sie zu lesen oder anzuschauen. Ich habe sehr, sehr viele Lieblingbücher. Mein erstes, damals war ich in der achten Klasse, war der „Fänger im Roggen“. Ich bin zufällig darauf gestoßen. Es war das erste „gute“ Buch, das ich in meinem Leben gelesen habe. (Vorher las ich vor allem Schund.) Es geht um einen Außenseiter, der sich fremd in der Welt fühlt und alleine – damit konnte ich sofort was anfangen. Ein anderes Lieblingsbuch ist „Die Outsider“. Darin geht es um Freundschaft, was mir auch total wichtig ist. Ohne meine Freunde wäre ich sehr früh auf der Strecke geblieben.

    12: Welche aus Ihrer Sicht interessante Frage würden Sie sich selbst stellen, wenn Sie ein Interview mit sich machen sollten?

SK: Über diese Frage musste ich am längsten nachdenken. Ich wüsste selber nicht, was ich einen anderen Autor fragen würde – außer vielleicht: Was schreiben Sie als nächstes?

  1. Arbeiten Sie denn zurzeit an etwas Neuem oder was werden Sie als Nächstes schreiben?

SK: Ja, ich arbeite gerade an einem neuen Buch. Es ist eine sehr düstere, politische Geschichte, ursprünglich inspiriert vom Wahlsieg Donald Trumps und dem rasanten (Wieder-)Aufstieg der Rechten in der ganzen Welt. Es geht grob gesagt um die Konsequenzen eines dritten Weltkriegs aus jugendlicher Sicht, ist aber gleichzeitig, wie mir erst beim Schreiben aufgefallen ist, eine Allegorie auf die Flüchtlingsproblematik, die auf uns alle noch zukommen wird und von der wir erst einen Vorgeschmack bekommen haben. Mehr möchte ich aber noch nicht verraten.

Lieber Herr Knösel, ist Ihnen beim Schlafen auf einer Parkbank schon einmal der Geldbeutel aus der Hosentasche gerutscht, so wie der Hauptfigur in Ihrem Buch "Das absolut schönste Mädchen der Welt und ich"?

Nein, nur der Schlüssel. Ich brauchte einen Aufhänger, an dem sich das Gespräch zwischen Paul und Zoe entzündet. Dazu war wiederum ein Konflikt nötig, der einerseits nicht zu groß sein durfte – und dennoch „diskussionswürdig“. Deswegen der Geldbeutel. Die erste Begegnung der beiden musste etwas Besonderes sein: eine erste Begegnung, die in Erinnerung bleibt. Bei den Mädchen, in die ich mich als junger Mann verliebt habe, kann ich mich auch heute noch sehr gut daran erinnern: an diese erste Begegnung, diesen ersten Blick, das Bild, das man danach im Kopf behält.

Wie entstand bei Ihnen die Idee zu „Das absolut schönste Mädchen der Welt und ich“? Was war zuerst da? Die Parkbank unter der Trauerweide im Englischen Garten, die Idee zu einer asymmetrischen Liebe oder ein stummes Hotelzimmer?

Der Englische Garten spielt in meinem Leben tatsächlich eine große Rolle – und auch das Hotel, das ich in dem Buch beschreibe, gibt es wirklich. Ich habe dort mit 18 ein paar Nächte mit meiner Freundin verbracht, weil meine Eltern es damals untersagt hatten, dass sie bei mir übernachtet. Ich komme nicht oft an diesem Hotel vorbei, vielleicht zwei- dreimal im Jahr, auf dem Weg ins Kino. Aber jedesmal überfällt mich kurz die Erinnerung an jene Zeit und jene Freundin damals. Doch der Ausgangspunkt, der zu dem Buch geführt hat, war, dass ich nach einer Geschichte über Freundschaft (Echte Cowboys) und einer über Familie (anhand zweier Brüder – Jackpot) eine Geschichte über die erste große Liebe schreiben wollte.

Wie verlief der Schreibprozess? Haben Sie oft Textteile überarbeitet oder gestrichen?

Oh ja, sehr oft. Der schwierigste Teil beim Schreiben ist für mich, aus dem Nichts eine erste Manuskriptfassung zu erstellen: also erst mal den leeren Bildschirm zu füllen. Diese Fassung ist zwar selten gut, aber ich kann damit arbeiten: wie ein Bildhauer, der immer weiter feilt und schleift. Beim „schönsten Mädchen“ waren es fünf Manuskriptfassungen bis zum fertigen Buch. Ursprünglich sollte der Text viel komödiantischer werden, aber das Zuviel an Gags ging zu Lasten der Glaubwürdigkeit. Also bin ich beim Überarbeiten der Geschichte mehr in die Emotionalität der Figuren gegangen.

Sie haben die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Paul erzählt – gab es für Sie auch Alternativen, zum Beispiel eine wechselnde Erzählperspektive?

Die Ich-Perspektive hat sich von selbst ergeben. Bevor ich mich ans Schreiben eines Manuskripts mache, notiere ich mir den Plot der Geschichte – und da war in jeder Szene Paul der treibende Charakter. Außerdem geht es in dem Buch ja um die erste richtig große Verliebtheit – und von der muss einfach ein „Betroffener“ persönlich berichten. Ich hatte allerdings großen Respekt vor der Ich-Perspektive, weil ich als Autor ja doch dreißig Jahre älter bin als Paul, der Erzähler.

Wie viel des jugendlichen Stephan Knösel steckt in Paul?

Das kann ich selber schwer beurteilen, aber eine alte Freundin verriet mir neulich nach Lektüre des Romans, dass ich mir treu geblieben sei – also steckt anscheinend doch noch einiges von meinem jugendlichen Ich in Paul.

Welches ist Ihre Lieblingsfigur im Roman?

Ich mag alle Figuren und ich muss sie auch mögen, sonst könnte ich sie nicht schreiben. Aber Zoe gefällt mir natürlich am besten. Wobei – Emma gefällt mir schon auch sehr gut ... 😉

Und Ihre Lieblingsstelle?

Auch das ist schwierig zu beantworten. Weil ich beim Schreiben versuche, möglichst nur Lieblingsstellen zu erschaffen. Aber besonderns mag ich Zoes und Pauls spontanes Bad in der Isar und den Morgen danach. Aber auch die Szene in der Wohnung von Zoes Mutter, wo Paul merkt, dass Zoe ihm entgleitet – und er nichts dagegen tun kann: Das war sehr schwierig zu schreiben, weil es eine Vier-Personen-Gesprächsszene ist. Rückblickend bin ich sehr zufrieden damit. Eins meiner Vorbilder, der Regisseur und Autor Anthony Minghella (Der Englische Patient), hat mal gesagt: Szenen mit zwei Leuten oder auch mit tausend Leuten sind einfach – alles dazwischen ist die Hölle. Und somit natürlich eine große dramaturgische Herausforderung. Der muss man sich als Autor stellen.

Ist es Ihnen beim Schreiben des Romans vorgekommen, dass sich eine Figur ganz anders entwickelt hat als Sie es zunächst gedacht haben?

Ich glaube, Leif war in den ersten Manuskriptfassungen ein recht eindimensionaler Charakter. Wenn einem das als Autor auffällt, muss man sich noch mal intensiver mit der Figur beschäftigen und das Menschliche mit all seinen Widersprüchen in ihr entdecken.

Im Roman finden sich zahlreiche bildhafte Elemente, Vergleiche und Metaphern: Der König nach einer gewonnen Schlacht, das Herz im Cappuccino, der Pistolenschuss nach dem Schlussmachen. Bauen Sie solche Elemente bewusst ein oder fließen die Ihnen eher ungeplant aus der Feder bzw. Tastatur?

Diese Elemente kommen tatsächlich eher ungeplant daher. Beim Schreiben tauche ich in die Figur ein und mit ihr in ihre Umgebung. Danach versuche ich vor allem, konkret, bildhaft, verständlich und an der Handlung entlang zu schreiben. Das ist eigentlich alles, was ich mir vornehme. Wenn dabei ab und zu eine hübsche Metapher auf den Bildschirm springt, freue ich mich natürlich.

Haben Sie beim Schreiben mit dem Gedanken gespielt, bestimmte Szenen hinsichtlich Drogen, Sex und Gewalt draußen zu lassen, weil sie ihren jugendlichen Leser/innen nicht zu viel zumuten wollten?

Ich glaube, die Leser würden so eine Art der Bevormundung sofort durchschauen und mir auch übelnehmen – zu Recht. Als Autor muss man mit offenen Karten spielen. Sonst kann man auch gleich Propagandatexte verfassen. Wenn ich mich mit dieser Altersgruppe unterhalte, habe ich auch nicht das Gefühl, dass ich sie schonen müsste.

Die verschiedenen Münchener Schauplätze des Romans sind und wirken sehr real. Hilft Ihnen das beim Schreiben?

Ich finde es als Autor (und als Leser) generell wichtig, dass eine Geschichte konkret verortet ist. Ich mag es überhaupt nicht, wenn Geschichten in einem dubiosen Irgendwo spielen. Das macht sie beliebig – auch wenn deren Autoren hoffen, gerade dadurch eine größere Identifikationsreichweite zu erzielen. Aber es funktioniert genau andersrum: Je konkreter eine Geschichte verortet ist, desto universeller wirkt sie. Beim „schönsten Mädchen“ sind die realen Schauplätze noch aus einem anderen Grund wichtig: weil das Buch ja auch eine Liebeserklärung an München ist.

Stand für Sie das Ende des Romans von vornherein fest? Wäre es eine Option gewesen, Zoe und Paul am Ende doch noch zusammen kommen zu lassen?

Das Ende war mir von Anfang an klar. Es ist ein Roman über die erste große Liebe. In meinem Freundeskreis gibt es nur einen, der seine erste große Liebe dann auch wirklich geheiratet hat (und immer noch mit ihr zusammen ist). Allen anderen – und mir auch – wurde damals das Herz herausgerissen ... und trotzdem ging das Leben danach irgendwie weiter. Genau das wollte ich in dem Buch beschreiben: dass man das im Moment des größten Schmerzes zwar nicht für möglich hält – aber trotzdem geht das Leben irgendwie weiter. Für mich ist das das Fazit zum Thema Erste Liebe.

Ganz durchschnittliche Jungs wundern sich vielleicht beim Lesen, dass sie, im Gegensatz zu Paul, weder Zoe noch Emma abbekommen. Haben Sie einen Trost für sie parat?

Was eine Traumfrau ausmacht, liegt ja vor allem im Auge des Betrachters. Es gibt makellos schöne Frauen, die einen total kalt lassen. Und manche Frauen liebt man auch gerade wegen ihrer „Schönheitsfehler“. Ich selber bin kein Anhänger des Heidi-Klum-Schönheitsideals, das in den Medien vermarktet wird. Auch deswegen gibt es in jedem meiner Bücher einen Seitenhieb auf Germany’s Next Topmodel. Einen Trost habe ich also nicht parat, nur einen Rat: Wenn dich ein Mädchen interessiert, sprich sie an. Das ist besser als sich später Was-wäre-wenn-Fragen zu stellen, nur weil man sich damals nicht getraut hat.

Wie würden Sie sich die Behandlung Ihres Romans im Unterricht wünschen?

Eine Aussage des Romans ist ja: Auch wenn die Verzweiflung gerade groß ist, gibt es meistens doch eine Lösung für das jeweilige Problem. Vielleicht nicht heute, aber morgen (oder auch erst übermorgen). Ich glaube, als Jugendlicher ist man besonders verwundbar und oft verzweifelt. Ich würde mir wünschen, dass mein Buch den Leser in so einer Situation ein bisschen trösten kann. Und dass es im Unterricht zur Diskussion einlädt. Genügend Themen gibt es ja: junge Schwangerschaft, Fremdgehen, Homosexualität, Drogenkonsum ...

Welche Erfahrungen machen Sie, wenn Sie aus dem Roman vor Jugendlichen lesen?

Das ist ganz unterschiedlich. Meine Lesungen bestehen ja nur zur Hälfte aus der eigentlichen Lesung. In der zweiten Hälfte diskutiere ich dann mit den Schülern. Ich kann mich an eine Lesung im Sommer erinnern: vor Realschülern in einer bayrischen Kleinstadt. Da waren die Reaktionen eher mau. Das verunsichert mich dann sehr: Liegt das am Text? An meiner „Tagesform“? Am Alter der Schüler? Oder ist das vielleicht eher ein Text für Gymnasiasten ...? Ich hatte damals keine Antwort darauf gefunden. Dann hatte ich vor kurzem wieder eine Lesung in einer (anderen) bayrischen Kleinstadt. Diesmal vor Hauptschülern. Und die lief wunderbar: Sehr aufmerksame Zuhörer und anschließend eine lebhafte, anregende Diskussion und viele Autogrammwünsche. Also ist es doch kein Text „nur“ für Gymnasiasten. Und 14-Jährige sind auch alt genug dafür ... Für mich sind Lesungen jedenfalls sehr wichtig. Ich schreibe ja für ein sehr kleines Alterssegment, 13 bis 16 Jahre. Das heißt, alle drei Jahre ist eine neue Lesergeneration herangewachsen. Nur wenn ich die auch regelmäßig treffe, bin ich auf dem Laufenden, was sie bewegt.

Auf welches neue Werk von Ihnen dürfen wir uns freuen? Gibt es Pläne?

Ich schreibe gerade ein Kinderbuch für Beltz, das Anfang 2018 erscheinen soll: eine Lausbubengeschichte für (vor allem männliche) 10-Jährige. Darin geht es um einen Jungen, der mit Hilfe seines Bruders und diversen Streichen versucht, seine Erzfeindin von der Schule zu vergraulen. Nur ist dieses Mädchen nicht gerade auf den Kopf gefallen – und vergraulen lässt sie sich schon gar nicht. So entsteht ein sehr lustiger Kleinkrieg zwischen den beiden. Dies wird merkwürdigerweise mein erstes Buch, das größtenteils in der Schule spielt. Meine drei Jugendbücher spielen ja alle in den Ferien: die „Cowboys“ in den Sommerferien, „Jackpot“ an Weihnachten, das „Schönste Mädchen“ Pfingsten. Und mit diesem Buch kann ich endlich mal das ganze Chaos verarbeiten, das bei uns zuhause herrscht – ich habe nämlich zwei Söhne genau im Alter der Protagonisten.

In Ihrem Roman Jackpot wimmelt es von, nun ja, eigenwilligen Gesetzesauslegern, Polizei inbegriffen – ist Jugendliteratur nicht eine, die zeigen sollte, wie’s richtig geht?

Das wär zu langweilig, und zu ideologisch – was beides zum Kotzen ist.  Außerdem weiß ich oft selber nicht, was richtig oder falsch ist. Meist findet man das ja erst hinterher raus. Mal abgesehen davon: Schauen Sie sich die Fernsehkrimis in Deutschland an. Da wimmelt es nur so von Fehlverhalten der Polizei. Meinen Polizisten ist wenigstens klar, dass sie Scheiße bauen.

»Es war einmal in Indianerland« von Nils Mohl ist für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2012 nominiert, Sie selbst wurden für Ihren ersten Roman »Echte Cowboys« mit dem Münchner Literaturstipendium ausgezeichnet, in »Jackpot – Wer träumt, verliert« geben wieder echte Kerls und harte (wo nicht schwere) Jungs die Helden von heute. Hat der sensible Frauenversteher endgültig ausgedient? Wie sehen Sie den neuen Mann?

Der sensible Frauenversteher, hm ... War der jemals „in“? Und der „neue Mann“ – wer ist das? Die Jungs mit Vollbart, Tattoos, kariertem Hemd und 30er-Jahre-Pomadenfrisur? Meine Figuren haben kein Interesse daran, sich als irgendeinen Typ zu definieren. Sie wollen auch keiner Gruppe angehören. Und im Zweifelsfall würde ich jedem raten, was ich mal bei Bukowski (so oder so ähnlich) gelesen habe: „Wenn die Masse dorthin geht, geh in die andere Richtung. Dann liegst du auf jeden Fall richtig.“

Das Thema arm gegen reich, die Geschichte derer, denen alles in den Schoß fällt, und denen, die mehr oder weniger chancenlos (geworden) sind, hat Sie schon in Ihrem Debüt beschäftigt – nun bewegen Sie sich nahezu ausschließlich im sozialen Randgebiet, im Hasenbergl. Was interessiert Sie so an dem Umfeld und an der Thematik?

Ich kenne das Umfeld ein bisschen und finde den Kontrast „arm-reich“ sehr interessant. Erschreckend-faszinierend finde ich auch immer, wie schnell man etwas verlieren kann: Freunde, Liebe, seinen Status, Geld, Gesundheit, das Leben – gerade war es noch da und plötzlich ist es weg ... Was das Hasenbergl angeht, ist das inzwischen ein recht schönes Viertel geworden: sehr aufgeräumt, mit vielen schönen Spiel- und Bolzplätzen, Freiflächen wie der Panzerwiese, Wald. Ich könnte mir vorstellen, dort zu leben. Aber der „schlechte“ Ruf, den es mal gehabt hat, klebt wohl noch daran.

Wie bereiten Sie sich vor? Wie recherchieren Sie? Wie gelingt es Ihnen, aus der bürgerlichen Mitte heraus über sozial Schwache (um es mal vorsichtig zu formulieren) zu schreiben? Wie gelingt Glaubwürdigkeit?

Ich habe ein Teil meiner Kindheit in Neuaubing verbracht und noch Freunde dort. Das ist in meinen ersten Roman eingegangen. Was Jackpot bzw. das „Milieu“ Hasenbergl betrifft, muss ich ein bisschen ausholen: Als ich Teenager war, hieß es, das Hasenbergl sollte man meiden – dort wohnen die harten Jungs, die nicht lange fackeln, wenn man das Maul aufreißt. An diese „Warnung“ habe ich mich lange gehalten. So habe ich das Hasenbergl erst 20 Jahre später kennengelernt, als wir auf der Suche nach einem Krippenplatz für unseren ersten Sohn waren. Den Platz haben wir schließlich im Hasenbergl gefunden. Die folgenden fünf Jahre war ich täglich dort: Zum Kinder-Hinbringen, zum Abholen, zum Einkaufen, auf Spielplätzen, beim Schlittenfahren, beim Joggen (das ich in der Zeit angefangen habe), um Freunde zu besuchen (die wir dort gefunden haben). So habe ich die Gegend und Leute dort kennengelernt. Ich habe eine Weile gebraucht, mich dort einzugewöhnen, aber ich mag alle Orte, die im Buch beschrieben sind – auch Feldmoching und Ludwigsfeld, wo ich früher auf dem Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad durchgefahren bin. Irgendwann wurde es eine Gegend, in der ich mich zuhause fühlte.

Welchen Einfluss spielt gerade bei den Dialogen, bei der Jugendsprache, das Drehbuch-Schreiben?

Na ja, der Roman ist szenisch aufgebaut, wie ein Film oder eine Miniserie. Da gibt es auf jeden Fall eine Verwandtschaft zum Drehbuch. Was die Dialoge angeht, bin ich natürlich auch durch die Schule vieler guter Filme, Serien, aber auch Theaterstücke (z.B. von Neil Simon oder David Mamet) gegangen. Wobei ich die besten Dialoge vielleicht sogar in Büchern gefunden habe, z.B. bei Elmore Leonard oder Richard Price. Bzgl. Jugendsprache muss ich alter Sack ehrlich gestehen, dass ich freilich keine Ahnung habe, wie die „Jungen“ heute reden, wenn sie unter sich sind. Deswegen versuche ich gar nicht erst, das nachzuahmen, sondern erfinde meine eigene Jugendsprache, die in der Wortwahl möglichst unmodern und damit hoffentlich zeitlos ist.

Was war bei Jackpot zuerst in Ihrem Kopf: die Brüdergeschichte? Der Absturz einer Familie? Die Liebesgeschichte? Der Krimi?

Der Krimi. Ein Teil meiner Joggingstrecke verlief am Waldrand direkt an der A99. Anfangs kamen mir die Autos so laut vor, dass ich richtig Schiss bekam: Was, wenn jetzt ein Unfall passiert – genau auf meiner Höhe? Das war der erste „Geistesblitz“, der den Roman in Gang brachte. Und 2006 hab ich in meinem Brotjob als Drehbuchautor gerade mal 2000 € eingenommen – nicht gerade viel für eine vierköpfige Familie. Da hab ich auch immer wieder mal vom Jackpot geträumt und wie der abwesende Vater im Buch gelegentlich für einen Euro Lotto gespielt. So kam eine Idee zur nächsten. Als ich den Plot dann fertig hatte, ist mir allerdings aufgefallen, dass das Mädchen noch viel zu mäuschenmäßig brav war. Also hab ich sie so cool, sexy und unbrav gemacht, wie Mädchen nunmal sein sollten. Klar, dass die Jungs im Buch da Schwitzehändchen kriegen. Und beim Absturz einer Familie schwingt die väterliche Angst mit, irgendwann mal nicht mehr in der Lage zu sein, für meine Kinder zu sorgen. Das ist quasi der biographische Was-wäre-wenn-Ansatz des Romans.

Ist Ihr Jugend- oder Jungen-Buch auch ein gesellschaftskritischer Roman? Was muss sich ändern, damit die Welt gerechter wird?

Wenn ich das wüsste! Wahrscheinlich kann man nur im Kleinen damit anfangen, etwas zu ändern, und hoffen, dass man damit nicht der einzige bleibt – wenn man z.B. einfühlsam seinen Mitmenschen begegnet und hilft, wenn man kann. Aber wie man die große Gier und Machtgeilheit einiger abstellen kann? Keine Ahnung, ob das gewaltfrei funktioniert. Ist jedenfalls auch mit Gewalt schon öfter schiefgelaufen.

(Die Fragen stellte Christine Knödler für die August/September-Ausgabe des "Münchner Feuilleton")

Ich habe mich gefragt, wieso Sie die Geschichte von „Jackpot – wer träumt, verliert“ auf die Weihnachtszeit gelegt haben. Wie sind Sie darauf gekommen?

Weihnachten als "Zeit der Liebe, der Wünsche und Geschenke" hat einfach zu der Geschichte gepasst. Und mein erstes Buch "Echte Cowboys" spielte an ein paar sehr heißen Sommertagen. Da habe ich auch den Kontrast gesucht.

Hallo Stephan, ich habe gelesen, dass Sie Drehbuchautor sind? Mich würde interessieren, über welche Themen sie da am liebsten schreiben? Ebenfalls Geschichten für Jugendliche?

Das Drehbuchschreiben ist mein Brotjob. Was ich da mache, hängt mehr von der Auftragslage ab, als dass ich es mir aussuchen könnte. Momentan schreibe ich für eine tägliche Serie. Das macht auch Spaß - aber mein Herzblut fließt in meine Romane. Doch ich habe auch mal ein Jugendbuch fürs Kino adaptiert: "Wie Licht schmeckt" von Friedrich Ani. Der Film ist aber leider untergegangen. Wenn ich mir einen Drehbuchjob aussuchen könnte, würde ich gerne bei einer Serie mitarbeiten, die die künstlerische Qualität von "Mad Men", "The Wire" oder "Breaking Bad" hat. Aber so etwas gibt es momentan nicht in Deutschland.

Hallo Stephan, welche Buch-Genres interessieren dich denn privat?

Gerade lese ich "Virgin Suicides" von Jeffrey Eugenides - was richtig klasse ist! (Wie seine anderen Bücher auch.) Einer meiner Lieblingsautoren ist Richard Russo mit "The Risk Pool" und "Nobody's Fool" (schön verfilmt mit Paul Newman). Eine persönliche Neuentdeckung ist Willy Vlautin mit "Lean on Pete" und "Motel Life", die jedoch beide sehr traurig sind. Im Bereich Jugendbuch sind meine Lieblingsbücher: "Huckleberry Finn", "Die Outsider" und als absolute Nummer Eins "Das Schlimmste kommt noch - oder fast eine Jugend" von Charles Bukowski. Welches Genre mich also interessiert? – Am meisten wohl Geschichten aus dem „wirklichen“ Leben.

„Echte Cowboys“ am Westkreuz
Ein Gespräch der Klasse 6b der Hauptschule Reichenaustraße mit Stephan Knösel:

Chaos und Zettelberge auf dem Schreibtisch: So stellten wir uns den Arbeitsplatz eines Autors vor. Aber wir hatten uns geirrt. Am 4.07.11 durften wir den Jugendbuchautor Stephan Knösel in seiner Wohnung in Schwabing besuchen. Dort sahen wir uns um und dann führte er uns noch in sein Büro im 4. Stock direkt unterm Dach: Ein kleines Zimmer mit einem fast leeren Schreibtisch, einer „Arbeitsliege“ und einer Hantelbank.
Reporter: Wir haben uns ja den Arbeitsplatz eines Schriftstellers ganz anders vorgestellt, chaotischer, überall Notizzettel und so.

SK: Bei mir sieht es immer so aus. Ich brauche die Ordnung. Da gibt es nichts, was einen ablenkt. Die Notizen hab ich alle im Kopf und auf meinem Computer. Und wenn mir mal nichts einfällt, dann lege ich mich auf die Liege hier und denke nach …dann kommen die Ideen und ich kann weiterarbeiten.

Reporter: Ist das denn „richtige“ Arbeit, verdienen Sie damit Geld?

SK: Ja, auch wenn man zu Hause arbeitet, kann man damit Geld verdienen. Ich schreibe ja meistens Drehbücher fürs Fernsehen, d.h. es gibt einen Auftraggeber. Wenn das Drehbuch fertig ist, bekommt es der Auftraggeber und überweist dafür Geld –sonst gibt es Ärger.

Reporter: Wie viele Bücher schreiben Sie?

SK: Ich schreibe gerade das zweite, aber hoffentlich noch viele im Leben.

Reporter: Wir finden besonders toll, dass die Geschichte am Westkreuz spielt, also in unserer Wohngegend. Warum haben Sie sich diesen Ort ausgesucht?

SK: Das ist die Gegend, die ich gut kannte. Zeitweise bin ich dort selbst aufgewachsen.

Reporter: Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie das fertige Buch in den Händen hielten?

SK: Das war schon toll. Aber der tollste Augenblick war, als ich vom Verlag die Zusage bekommen habe.

Reporter: Wie sind Sie darauf gekommen zu schreiben?

SK: Ein Freund von mir wollte immer schon Kameramann werden. Er schlug vor, dass wir zusammen einen Film machen. Das machten wir dann auch. Ich schrieb die Geschichte, er drehte einen Film daraus. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich wusste: ich  will Autor werden. Vorher hatte ich eher wenig geschrieben, höchstens mal ein Tagebuch, aber immer nur ein paar Tage lang – dann ist es mir zu langweilig geworden – deswegen heißt es wahrscheinlich auch Tagebuch. (lacht!)

Interview mit Stephan Knösel
(für die Schülerzeitung des Puchheimer Gymnasiums)

Herr Knösel, gab es einen konkreten Auslöser, den Roman „Echte Cowboys“ zu schreiben?

Meine Frau – damals noch meine Freundin – war schwanger und ich hatte ein bisschen Bammel vorm Vaterwerden. Das hat mich wohl dazu gebracht, mich mit dem Thema „Erwachsen-werden“ auseinanderzusetzen und so bin ich gedanklich noch mal in meine Kindheit und Jugend eingetaucht. Alles, was damals eine Rolle gespielt hat, ist in den Roman eingegangen: Freundschaft, sich ohne Erwachsene irgendwie durchzubeißen, Frankreich etc.

Welche Rolle haben dabei Erfahrungen aus ihrer eigenen Schulzeit gespielt?

Die Schule, die ich in dem Roman beschreibe, ist die Schule, die ich als Jugendlicher besucht habe. Der soziale Rang-Unterschied zwischen „reichen“ Gräfelfinger Kindern und „Arbeiterklassekindern“ aus Neuaubing und Westkreuz war damals ein großes Thema. Ist es immer noch, wie ich erfahren habe.

In Ihrem Interview auf Ihrer Homepage behaupten Sie, dass Sie während der Schulzeit die falschen Texte gelesen haben. Shakespeare fanden Sie „scheiße“. Was hätten Sie denn stattdessen lieber gelesen?

Sagen wir mal so: „Macbeth“ fand ich scheiße (damals); wenn ich Lehrer wäre, würde ich als Shakespeare-Einstieg eher „Romeo und Julia“ oder „Hamlet“ auswählen. Ich hätte aber auch gerne „Wer die Nachtigall stört“ oder „Huckleberry Finn“ oder „Fänger im Roggen“ gelesen, oder „Demian“ von Hermann Hesse. Oder „Im Westen nichts Neues“ von Remarque. Ich hätte mit diesen Büchern als Jugendlicher mehr anfangen können als mit der Literatur, die man uns damals vorgesetzt hat.

Welche Bedeutung sollte Ihrer Meinung nach Literatur für Jugendliche spielen?

Ich weiß nicht, wieviel genau, aber ich habe sehr viel fürs Leben durch das Lesen von Literatur gelernt, und es war immer ein Lernen, das gleichzeitig Spaß gemacht hat. Ich kann es nur empfehlen.

Was würden Sie sich wünschen, dass Ihr Roman bei Jugendlichen bewirkt?

In erster Linie möchte ich, dass es Spaß macht, ihn zu lesen. Ansonsten? Ich hab ihm ja meinem Sohn Quirin gewidmet, der mich als Baby im Bauch sozusagen dazu angestoßen hat, den Roman zu schreiben. Wenn ich irgendeine Botschaft an meinen Sohn in dem Roman verpackt habe, dann hoffentlich die: Auch wenn alles mal total aus dem Ruder laufen sollte – du wirst dich schon irgendwie durchkämpfen. Schau einfach, dass du die richtigen Freunde findest. Und aufgeben darf man natürlich auch nie.

In dem oben erwähnten Interview erwähnen Sie auch, dass Ihr Roman zunächst von einer Agentin abgelehnt wurde. Wie haben Sie es dennoch geschafft, dass dieser veröffentlicht wurde?

Ich erhielt noch ca. 20, 25 weitere Absagen. Dann erfuhr ich, dass die Stadt München ein Literaturstipendium vergibt, und bewarb mich darum. Ich bekam es und lernte darüber meinen späteren Lektor kennen, der im Auswahlgremium war. Er platzierte das Buch beim Verlag, nachdem ich es auf seine Ratschläge hin überarbeitet habe.

Wie oft haben Sie den Text umgeschrieben und überarbeitet?

Unzählige Male – und das schon, bevor ich meinen Lektor traf. Ich glaube, Lion Feuchtwanger hat mal gesagt, dass die Überarbeitung 70% der Schreibarbeit einnimmt. Das kommt ungefähr hin.

Wie sind Sie auf den Titel „Echte Cowboys“ gekommen?

Als ich ein kleiner Junge war, waren Cowboys so ziemlich das Coolste, was es auf der Welt gab. Daran hab ich mich wahrscheinlich erinnert, als ich auf der Suche nach einem originellen Titel war – in dem Roman geht es thematisch ja auch ums Coolsein.

Welcher der drei Jugendlichen steht Ihnen persönlich am nächsten? Cosmo, Nathalie oder Tom?

Alle drei gleich.

Auf Ihrer Homepage erfährt man einiges über den Schauplatz des Romans. Dort berichten Sie, dass Sie sich während Ihrer Schulzeit häufig in einer Kiesgrube zwischen Gräfelfing und Neuaubing (den Orten, die auch im Roman erwähnt werden) aufgehalten haben. Ist das nicht ein etwas komischer Treffpunkt für Jugendliche?

Man muss dazu sagen, die Kiesgrube ist stillgelegt und ein wirklich schöner Ort. Er war in meiner Jugend, also Mitte bis Ende der 80er Jahre, ein Treffpunkt – und er ist es für die heutige (ortsansässige) Schülergeneration immer noch, wie ich auf einer Lesung erfahren habe. Und neulich hab ich vom Vater eines Schulfreundes erfahren, dass er sich schon in seiner Jugend mit seinen Kumpels dort getroffen hat.

Es fällt auf, dass Sie in Ihrem Roman den Schauplatz sehr detailgetreu wiedergeben. Die drei Stufen vor dem Gräfelfinger Kino gibt es wirklich. Wie Wichtig ist Ihnen diese realistische Wiedergabe des Schauplatzes?

Wenn ich eine Geschichte lese, mag ich konkrete oder realistische Schauplätze. Wenn eine Geschichte in einem schwammigen Irgendwo spielt, hält mich das als Leser auf Distanz. Diese persönliche Leseerfahrung versuche ich als Autor zu nutzen. Da will man ja den Leser nicht auf Distanz halten, sondern in seine Geschichte „hineinziehen“.

Sie sind auch Drehbuchautor. Inwieweit sind diese Erfahrungen beim Schreiben Ihres Romans mit eingeflossen?

Der Roman hat wahrscheinlich eine filmische, dramatische Erzählstruktur.

Haben Sie mit dem Gedanken gespielt, den Roman zu verfilmen?

Ich würde mich natürlich freuen, wenn er irgendwann mal verfilmt würde. Aber eine Verfilmung ist eine komplizierte und kostspielige Angelegenheit. Vor allem braucht man die richtigen Leute bzw. Partner dafür und die zu finden und dann noch das ganze Geld aufzutreiben – dazu braucht man  auch viel Glück. Aber ich drück die Daumen, dass es irgendwann klappt …

„Echte Cowboys“ ist Ihr erster Roman, davor haben Sie vorwiegend Drehbücher geschrieben. Welche Art des Schreibens stellt für Sie eine größere Herausforderung dar?

Der Roman. Weil man dafür einen längeren Atem braucht: Es ist eben schwerer, einen Marathon zu laufen als nur zehn Kilometer. Ich brauche mindestens ein Jahr, um einen Roman fertigzustellen, und die Gefahr, da den Überblick zu verlieren bei einer komplexen Geschichte, ist größer als bei einem normalen Fernsehdrehbuch für einen 90-Minuten-Film, an dem man in etwa vier Wochen pro Fassung schreibt. Allerdings: Einen wirklich guten Film zu schreiben (in der Liga von „Die üblichen Verdächtigen“ z.B., oder „Sieben“, oder auch John Irvings Adaption seines Romans „Gottes Werk und Teufels Beitrag“) ist natürlich auch eine Kunst. Vor allem die richtige Struktur zu finden, und man muss natürlich ein Händchen für Dialoge haben. Und den Ursprung, also die Idee zu einer Geschichte zu finden, ist wahrscheinlich in beiden Fällen gleich schwer. Aber beim Schreiben eines Drehbuchs wird man formal auch eingeschränkt und das macht es im Prinzip einfacher: Weil man eigentlich nur beschreiben darf, was man auf der Leinwand sieht und hört. Die ganzen Inneneinsichten, die es im Roman gibt, haben im Drehbuch nichts verloren – deswegen kann man sich beim Drehbuchschreiben „psychologisch“ auch mal durchbluffen, wo man beim Romanschreiben einfach die Karten auf den Tisch legen muss.

Warum haben Sie sich für das Genre Jugendbuch entschieden?

Viele meiner Lieblingsbücher sind Jugendbücher, „Huckleberry Finn“, „Die Outsider“, „Ham on Rye“, um nur ein paar davon zu nennen. Aber ich habe mich beim Schreiben von „Echte Cowboys“ nicht bewusst für dieses Genre entschieden. Ich wollte einfach eine Geschichte über Freundschaft schreiben – den Beginn einer großen Freundschaft – und meine eigenen Freundschaften haben alle in meiner Kindheit bzw. Jugend angefangen.

In „Echte Cowboys“ spielen drei Teenager aus unterschiedlichen sozialen Milieus die Hauptrolle. Cosmo wohnt mit seiner Mutter in einer Hochhaussiedlung, Nathalie und Tom leben in einer schönen Gegend, wo jede Familie ein eigenes Haus mit Garten hat. Wie sah Ihre Recherche für die Geschichte aus?

Ich kenne beide Milieus aus eigener (Kindheits-)Erfahrung. Und meine Söhne haben einen Kindergarten in einem sogenannten sozialen Brennpunkt besucht. Es gibt viele Vorurteile über die gegensätzlichen Milieus, viele Fehlurteile. Das ist etwas, das mich schon immer interessiert hat und immer noch nicht losgelassen hat. Diese beiden Milieus spielen auch in meinem nächsten Roman eine Rolle.

Die großen Themen des Romans – Freundschaft, erste Liebe und Einsamkeit - sind wahrscheinlich den meisten jungen Lesern vertraut. Haben Sie Erinnerungen an Ihre eigene Jugend in die Handlung einfließen lassen?

Viele eigene Erinnerungen, z.B. der Vorfall im Einkaufszentrum am Anfang des Romans, der mich sicherlich geprägt hat als Kind, einsamer geht’s ja kaum noch: verprügelt und dann liegengelassen und von den Passanten nicht mal beachtet zu werden, und das Fazit, das ich damals für mich daraus gezogen habe: Erwachsene kannst du vergessen.  Aber es sind auch viele Erfahrungen von Freunden drin – z.B. der Abschiedsbrief an der Wohnungstür, mit der Bitte die Tür nicht zu öffnen, sondern die Polizei zu rufen. Mein Vorhaben war es auch, der Freundschaft an sich ein Denkmal zu setzen. Weil Freundschaft mich als Jugendlicher eben doch noch positiv geprägt hat. Wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre?

Was macht für Sie ein gutes Jugendbuch aus?

Eine gute Geschichte. Die ein Herz hat. Die aufrichtig erzählt wird. In einer klaren Sprache. Und das gilt nicht nur für Jugendbücher, auch für „erwachsene“ Bücher.

In der Kurzgeschichte der Ich-Erzähler, der Krebs hat - bist das du?

Nein, zum Glück nicht. Aber die Geschichte ist entstanden, als ein Freund von mir einen Tumor hatte.

Wie werde ich Drehbuchautor? Muss ich dafür eine teure Drehbuchschule besuchen? Ich habe Robert McKee gelesen und gute Ideen, bin aber noch unsicher, ob das der richtige Weg für mich ist. Kann man vom Drehbuchschreiben überhaupt leben?

Ja, man kann davon leben - manche sogar sehr gut, andere dafür mehr schlecht als recht. Ich schreibe momentan Serie, wodurch ich ein relativ regelmäßiges Einkommen habe. Schwierig ist es, in die Branche reinzukommen: Bei mir (und den meisten anderen) hat das ein paar Jahre gedauert. Ich habe fünf oder sechs Drehbücher geschrieben, bevor ich mein erstes Geld damit verdient habe. Man muss es also wirklich wollen. Ich würde aber keine teuren Drehbuchseminare besuchen, sondern mich bei einer Filmhochschule bewerben (z.B. in München, Köln oder Berlin) und bis es mit der Aufnahme klappt, nicht nur McKee, sondern alle Bücher übers Drehbuchschreiben lesen, bis sie einem zum Hals raushängen und man sich von ihnen emanzipiert hat. Aber das Wichtigste ist natürlich: dass man schreibt - und zwar regelmäßig, jeden Tag, und nicht nur, wenn man "inspiriert" ist.

Wann wird Ihr neuer Roman voraussichtlich erscheinen und worum geht es darin?

Ich hoffe, er wird rechtzeitig fertig, dass er im Herbst nächsten Jahres erscheint. Es ist eine abenteuerliche Geschichte von zwei entfremdeten Brüdern, die auf einmal um ihre Existenz kämpfen müssen und dabei wieder zueinander finden.

 

Rauchst du eigentlich immer so viel wie in dem Video? Oder warst du da nur nervös?

Hab inzwischen aufgehört. (Mit dem Rauchen. Nervös bin ich immer noch. Na ja, manchmal.)

Was in "Echte Cowboys", außer dem Überfall im Einkaufszentrum, ist noch wirklich passiert?

Zum Beispiel der Brief an der Wohnungstür, Auto klauen und schrotten, Selbstmordversuch der Mutter und: Junge rettet anderem Jungen, der im Sumpf untergeht, das Leben. Ist aber nicht alles mir passiert, manches auch Freunden.

Sind die im Buch beschriebenen Personen auch real?

Ich habe beim Schreiben nicht eins zu eins an Personen aus der Wirklichkeit gedacht. Lustigerweise gibt es aber Freunde von mir, die sich eins zu eins in dem Buch wieder(gespiegelt) finden. Doch z.B. eine Figur wie Tom hat verschiedene Vorbilder in der Realität (und aus meinem Freundeskreis), die in diese eine Figur einfließen.

Warum haben Sie das Buch nicht schon früher geschrieben?

Das Buch hat einige sehr persönliche Elemente. Ich hab einfach Zeit gebraucht, bis ich darüber angemessen schreiben konnte.

Ist von dem Roman eigentlich eine Fortsetzung geplant?

Noch nicht - aber ich denk mal drüber nach. Möglich wär's ja.

Können Sie als Drehbuchautor sich vorstellen, dass das Buch verfilmt wird?

Mich würde es natürlich freuen, wenn "Echte Cowboys" verfilmt würde. Dazu braucht es allerdings noch einen Regisseur und einen Produzenten, mit denen ich auf der selben Wellenlänge bin.

Hattest du beim Schreiben eine Zielgruppe vor Augen?

Hm. Eine Literaturagentin hat mir mal gesagt, der Roman hätte keine Aussicht auf Veröffentlichung  – weil er a) zu „erwachsen“ geschrieben wäre und dabei b) auf eine Zielgruppe aus ist, die sowas sowieso nicht liest – nämlich Jungs im Alter von Cosmo und Tom. Vor allem Jungs, die in einem ähnlichen Milieu aufwachsen wie Cosmo, lesen sowas nicht. Also nein, ich habe beim Schreiben an keine spezielle Zielgruppe gedacht – ich freue mich über jede Leserin und jeden Leser – aber wovon ich gelegentlich tagträume, ist folgende Situation: Ein Erwachsener kommt in eine Buchhandlung und sagt: „Ich hab da diesen hoffnungslosen Fall. Der Junge will absolut nichts lesen. Nichts. Und er muss doch was lesen. Sonst schafft er die Schule nicht. Was mach ich nur?“ Und der Buchhändler drückt dem Erwachsenen mein Buch in die Hand und sagt: „Wenn Sie ihn damit nicht zum Lesen kriegen, dann weiß ich auch nicht weiter …“

Wie bist du auf die Idee zu "Echte Cowboys" gekommen? Gab es einen konkreten Anlass in deinem Leben?

Ja, und zwar folgenden: Meine Frau war schwanger und sagte mir, dass es ein Junge werden würde. Ich bekam die Panik. Ich hatte mir ein Mädchen gewünscht! Aus ganz praktischen Gründen: Ich hatte als Jugendlicher ein schwieriges Verhältnis zu meinem Vater und fürchtete nun, dass sich das irgendwann wiederholen könnte – zwischen mir und meinem Sohn. Sowas soll vorkommen. Also hab ich mir eine Geschichte ausgedacht, in der ein paar Jungs – nicht nur, aber auch – einen Scheiß nach dem anderen bauen: Autos klauen, Autos zu Schrott fahren, gefährliche Stunts an Außenfassaden etc.  Für später mal, zum Nachlesen, was für einen Mist wir früher gemacht haben – wenn ich gerade meinen eigenen Sohn (inzwischen sind es zwei) wegen solcher Sachen zusammenstauchen will …

Und wie bist du auf den Titel „Echte Cowboys“ gekommen?

Ursprünglich wollte ich das Buch „Cosmo“ nennen. Aber das war mir irgendwann zu nichtssagend und da bin ich über einen Satz von Tom gestolpert: „Echte Cowboys rauchen ohne Filter.“ Also wurde das mein vorläufiger Titel. Aber der war natürlich zu lang (und keine Ahnung, was die im Verlag dazu gesagt hätten …). Also hab ich das mit dem Rauchen weggenommen, auch wenn das eine wichtige Rolle spielt in dem Buch. Weil es darin ja auch ums Coolsein geht. 

 

Also muss man rauchen, um cool zu sein?

Natürlich nicht, aber als Jugendlicher (und auch noch als Erwachsener) hab ich das mal geglaubt. Und ich war ein großer Fan vom Marlboromann (auch wenn der mit Filter geraucht hat, die Flasche). Aber wer wirklich cool ist, braucht natürlich keine Hilfsmittel. Cool ist, wer dazu steht, wer er ist, was er ist, wie er ist – und der andere so sein lässt, wie die eben sind. Jemand, der sich und anderen nichts vorspielen muss. Der sowas gar nicht nötig hat.

Wie gehst du eigentlich mit schlechten Kritiken um?

Bisher hab ich zum Glück nur von einer gehört. Aber ich ärger mich natürlich. Irgendwann hab ich mich dann aus-geärgert und tröste mich mit dem Satz: Lieber schlechte Presse, als gar keine.

Ist Jugend für dich ein problematischer Zustand? Und wie schätzt du die Situation der Jugendlichen von heute ein? 

Als Kind bzw. Jugendlicher hat man’s, je jünger man ist, umso schwerer, weil man immer von Wohlwollen und Gnade der Erwachsenen abhängig ist. Überspitzt gesagt lebt man in einem Gefängnis und die Erwachsenen sind die Wärter. Man hat wenig Rechte, umso mehr Pflichten. Und die Politiker scheren sich einen Dreck um einen – frei nach dem Motto: Die dürfen eh noch nicht wählen, die bringen uns nichts. Natürlich gibt’s auch nette Erwachsene. Ich hoff, ich gehör dazu (aber da müsstest du meine Kinder fragen). Doch als Jugendlicher ist man eindeutig der Underdog. Im besten Fall nimmt man das als Herausforderung an.  Und die Jugendlichen heute leben in einer wesentlich komplizierteren Welt als wir damals und sind darum nicht zu beneiden.

 

Wärst du selbst gerne noch mal Jugendlicher?

Ich träume manchmal davon. Und beim Schreiben bin ich’s dann wieder. Ich bin aber auch gerne erwachsen – denke mir dabei aber oft: Mann, wie schnell das Leben vorbeizieht! Manchmal kommt’s mir vor, als hätte ich nur mal kurz die Augen zugemacht – und schon bin ich 39! Dabei war ich doch gerade erst 17! Und wenn ich in 40 Jahren mal mit einem Gehstock zwischen den Beinen auf einer Bank im Englischen Garten sitze und den jungen Leuten beim Fußballspielen zuschaue, werde ich mir wahrscheinlich genau das denken: Scheiße – ich hab doch nur mal kurz die Augen zugemacht …

Wie haben Sie es geschafft, Schriftsteller zu werden? Gab es viele Wiederstände? Braucht man Kontakte?               

Im Prinzip war es ganz einfach: Ich habe für mich herausgefunden, dass ich Schriftsteller werden will und habe mir das zum Berufsziel gesetzt; dann habe ich dieses Ziel solange verfolgt, bis ich es erreicht habe. Dabei gab es tatsächlich viele Widerstände – aber an Widerständen wächst man. Kontakte hatte ich anfangs keine. Die haben sich im Laufe der Jahre ergeben.

 

Haben Sie das Gefühl, talentierte Nachwuchsautoren finden in der Regel einen Agenten oder Verlag, um ihre Werke zu veröffentlichen?

Talent findet gewöhnlich immer seinen Weg ans Licht. Aber die Zeit – und man selber auch – muss reif dafür sein.

Bleiben viele Talente auf der Strecke?

Talent allein reicht nie. Arbeitswille und Durchhaltevermögen gehören unbedingt dazu – sonst bleibt man sicherlich auf der Strecke.

Was empfehlen Sie Nachwuchsautoren, um erfolgreich ein Buch zu veröffentlichen?

Man muss erstmal gut werden. Das ist man nicht zwangsläufig von Anfang an. Und dazu empfehle ich das, was mir meine erste Branchenbekanntschaft (ein Kinderbuchlektor) auf die Frage, wie man Schriftsteller wird, empfohlen hat: Sie müssen schreiben, schreiben, schreiben!